Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Urt nach Valcarlos

Peter Thomas

aus Siegburg



23. Tag
Mittwoch 10.07.2002


Aufbruch um halb zehn, obwohl die Wäsche noch nicht trocken ist, ich befestige halt alle feuchten Stücke mit Sicherheitsnadeln und Gummibändern möglichst gut verteilt auf meinem Gepäck, damit die Sonne ihnen den Rest geben kann.

Mein Angebot an den Gastpater, für die Dienste des Klosters einen Obulus zu entrichten, wird vehement zurückgewiesen: Von Pilgern nehme man kein Geld, das in den Zimmern ausliegende Informationsblatt mit den Richtpreisen gelte nur für diejenigen Gäste, die für ein paar Tage hier einkehren wollen, zum Beispiel zu Exerzitien. Umso netter von den Mönchen, mich für zwei Nächte und den Ruhetag (bei voller Verpflegung) zu beherbergen.

Das erste Stück Weg, ich wollte nicht die Hauptstraße fahren, führt mich über ein winziges Sträßlein (D510?) nach Hasparren: Ein ewiges Auf und Ab durch eine wunderbare Landschaft, ein typisches Vor-Hochgebirge, Leider zum Radfahren recht anstrengend. (Vielleicht hätte ich doch die etwas längere Strecke durch das Tal nehmen sollen?)

In der Post von Hasparren gebe ich ein weiteres Paket nach Hause auf: Wegen der Pilgerunterkünfte brauche ich in Spanien das Zelt nicht mehr, die Frankreich-Straßenkarten sind mittlerweile zahlreich geworden und werden auch nicht mehr benötigt, und ein paar belichtete Filme sollten bald entwickelt werden.

Nach einer Cola-Pause geht es weiter – mit einigen heftigen Steigungen – über Bonloc, Helette, Irissary und Lacarre nach Saint-Jean-Pied-de Port. Dort lasse ich mich im Pilgerbüro registrieren und erhalte den Tagesstempel, und weiter geht es bis nach Valcarlos am Aufstieg zum Ibaneta-Pass, kurz hinter der französisch-spanischen Grenze. ("Was du heute kannst besorgen...", denn der Pass wird noch anstrengend genug werden.)

In Valcarlos finde ich ein sehr gemütliches Hostal, preiswert und vollgestopft mit antiken Möbeln (leider auch – wie ich aber erst abends merke – mit einem Bett antiker Länge).

Nach dem Duschen bummele ich ein wenig durch den kleinen Ort, Bar und Restaurant öffnen erst um halb acht. Meine Zeitplanung muss ich hier in Spanien wohl völlig umstellen müssen, das Leben scheint allgemein hier später zu laufen (Frühstück nicht vor halb neun, Mittagessen zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr, Abendessen in der Regel erst ab zwanzig Uhr.



Tagesstrecke 60 km