Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Altenahr nach St. Thomas an der Kyll

Peter Thomas

aus Siegburg



2. Tag
Mittwoch 19.06.2002


Es hat doch kein Gewitter in der Nacht gegeben, trotzdem ist es am Morgen angenehm kühl. Nach dem Abrödeln des Zelts und dem Beladen des Fahrrads fahre ich um viertel vor acht los, nehme nach ein paar Kilometern auf einer Bank mein Frühstück ein: Traubenzucker und Magnesium-Brause.

Der bezeichnete Radweg geht noch weiter Ahr-aufwärts, nur selten muss ich auf die Straße ausweichen. Ein wenig problematisch ist nur, dass ich hier auf dem Radweg nicht die zentralen Wegweiser in den Orten sehe, die Beschilderung ist offensichtlich so angelegt, dass der Standard-Radtourist in alle Orte hineinfährt. Und so verfahre ich mich prompt, als meine Route nicht mehr der Hauptverkehrsrichtung folgt.

Das Fahren ist heute morgen bei bedecktem Himmel recht angenehm. Gegen Mittag kommt die Sonne heraus, und es wird wieder etwas wärmer, aber es wird bei Weitem nicht so heiß, wie es gestern war.

Ich fahre über Dümpelfeld, Schuld, Antweiler, Müsch, Kerpen (keinen Formel-Eins-Fahrer getroffen!), Wolsdorf nach Gerolstein. Das schlimmste Stück sind die Straßen um Ahütte, wegen der Steigung auf fast 500 m und dem Dreck der Zementfabrik. Auch die dazu gehörigen LKW sind ziemlich lästig. Aber ca. 2 km hinter Ahütte ist das Gröbste geschafft, noch vor der Hitze am Mittag.

In Gerolstein kaufe ich Verpflegung ein und mache am Ortsausgang Mittagsrast: Nudeln in Rahmsoße vom Gaskocher.


Eingang des ehem. Klosters St.Thomas

Ich fahre weiter entlang der Kyll (abwärts) in Richtung Bitburg. Kurz vor Kyllburg liegt das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St.Thomas(-Becket), das heute ein Ferienheim für Priester und kirchliche Angestellte ist. Ich frage nach einem Nachtquartier und bekomme ein großes Zimmer mit Bad/WC, den Tagesstempel und um 18h ein leckeres Abendessen. Ich nehme dieses zusammen mit zwei Ordensschwestern aus Köln und einer älteren (zivilen) Dame ein, die hier Urlaub machen.

Die ganze Anlage ist sehr schön und ruhig. (Nicht einmal das Handy funktioniert in diesem engen Tal!) Das Personal ist freundlich, ja herzlich. Gar nicht so formell und „korrekt“, wie das in Hotels so üblich ist (Klostertradition?).

Am Haus ist ein schöner Park mit Pfauen und (natürlich nur nachts) Fledermäusen. Ich sitze noch lange am plätschernden Bach und genieße die Ruhe.

Morgen früh um 8h ist Messe, wo ich wohl die Orgel spielen werde. Der Zeitung nach soll es morgen regnen, aber angesichts der Wolken mag ich es nicht so recht glauben.



Tagesstrecke 82 km