Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von St. Thomas an der Kyll nach Trier

Peter Thomas

aus Siegburg



3. Tag
Donnerstag 20.06.2002


Wenn ich überall auf meinem Weg so nette Menschen finde und mich beim Frühstück so gut und lange unterhalte, wird mir die Zeit nicht reichen bis zum Ziel! Ich starte erst um 10h, es ist schwül, aber wegen bedecktem Himmel nicht ganz so heiß. Die Übernachtung inklusive der Verpflegung hat mich übrigens nichts gekostet, der Verwalter von St. Thomas meinte, Langstreckenpilger müssten nichts bezahlen.

Mein heutiges Ziel ist Trier, ich fahre entlang der Kyll. Die Idee, möglichst entlang von Flüssen zu fahren, um Steigungen zu vermeiden, ist übrigens wohl für kleinere Flüsse (wie die Kyll) nicht ganz so gut, die Strecke ab St. Thomas ist ziemlich bergig, und in Kyllburg werde ich auch noch auf einen Umweg geleitet (auto- aber nicht fahrradgerechte Auskunft). Überhaupt irre ich heute ziemlich herum auf der Suche nach einer fahrradtauglichen Nebenstrecke. Besonders hinter Bitburg ist es schwierig, eine Alternative zur B51 zu finden. Ich fahre also ein Stück Bundesstraße, die dann aber plötzlich und ohne Vorankündigung zu einer Kraftfahrstraße wird, Wegweiser bzgl. Nichtkraftfahrer-Alternative: Fehlanzeige. Also quer durch das Gelände zu einem Waldweg und dann weiter möglichst parallel zur B51!

Die Strecke heute: St.Thomas/Kyll - Kyllburg - Staffelstein (Umweg! Steigung!) - Bitburg (Kraftfahrstraße) - Niederstedem - Meilbrück - Ittel - Kordel - Ehrang - Trier. Angenehm und erfrischend ist dann die Abfahrt nach Ehrang, wo ich die Mosel erreiche.

Kurz vor Trier die nächste Störung: Vollsperrung der B53, auf der ich fahre, nur Linienverkehr kann eine Großbaustelle passieren. Ich hatte die Ankündigung in Ehrang nicht gesehen, weil ich dort ein Stück auf dem Moselradweg gefahren bin. Zum Glück nimmt mich ein freundlicher Busfahrer mit durch die Baustelle, sodass mir Zurückfahren nach Ehrang zur dortigen Moselüberquerung erspart bleibt.


Sankt Matthias, Westfassade


Blick aus dem Klostergarten


Das Innere der Abteikirche

Am Nachmittag erreiche ich das Benediktinerkloster Sankt Matthias (wo sich das Grab des Apostels Matthias befindet) im Süden von Trier und frage nach einem Nachtquartier, welches mir gerne gewährt wird. Auch zu den Mahl- und Gebetszeiten des Konvents bin ich gerne willkommen.

Um 18h15 Vesper und Messe, die Mönche singen sämtliche Psalmen und Hymnen a capella. Nach der Messe gibt es Abendessen, zusammen mit dem Konvent im Refektorium: Der benediktinischen Tradition entsprechen versammeln wir uns vor dem Eingang, um den Saal gemeinsam zu betreten. Am Tisch bleiben wir hinter dem Stuhl stehen zum Tischgebet, dann nehmen wir das Essen schweigend ein. Während des Essens liest ein Lektor zuerst einen Text aus der Bibel und anschließend Nachrichten vor. Das ganze Abendessen ist sehr ruhig und formell, oder besser: geordnet. Mir gefällt das sehr gut!

Um 21h Komplet mit den Mönchen und einer kleinen Gemeinde, anschließend schreibe ich noch eine Menge Ansichtskarten, denn morgen gedenke ich Deutschland zu verlassen und außerdem habe ich die Hälfte der Pilgerfahrt mittlerweile geschafft. (Nun ja, nicht nach Kilometern gerechnet, aber immerhin nach Apostelgräbern.)



Tagesstrecke 67 km