Camino de Santiago

Mein Jakobsweg mit dem Fahrrad



Von Samos nach Melide

Peter Thomas

aus Siegburg



33. Tag
Samstag 20.07.2002


So früh wie heute bin ich noch nie auf dieser Reise aufgebrochen, ich starte bereits um zehn vor sieben. Es ist noch kühl, aber der Himmel ist wolkenlos, und so wird es wohl wieder heiß werden. Ich habe kein Tagesziel fest geplant, nur so vage Palas de Rei oder vielleicht Melide ins Auge gefasst.

Ich fahre auf der Straße, da der eigentliche Pilgerweg weitgehend parallel zu dieser verläuft.

Im Laufe des Tages sind wieder ein paar heftige Steigungen zu bewältigen, aber auch schöne Abfahrten geben Möglichkeit zum Genießen und erholen. So kommt etliches an Höhenmetern zusammen!

Ich bin heute ein wenig kraftlos, wohl wegen der mittlerweile wieder enormen Hitze und der gestrigen Anstrengung am Cebreiro-Pass und Co. Aber die Fahrt geht durch schöne Landschaften. Mein Verbrauch an Flüssigkeit ist wieder riesig, vergleichbar mit den beiden ersten Tagen in der Eifel.

In Palas de Rei ist die Herberge schon voll (um vierzehn Uhr) und ich beschließe weiter zu fahren, obwohl ich eigentlich fertig bin.

Am Ortsausgang entdecke ich an einer Bar das Rad von Nino, ein guter Grund, doch noch eine Pause einzulegen. Im selben Moment entdeckt mich Nino und ruft mich lautstark und gestenreich an seinen Tisch vor der Bar.

Eigentlich will ich ja nur ein Mineralwasser trinken, aber Nino überredet mich zu Pulpo, Tintenfisch, einer Spezialität der Region. Es ist sehr lecker, aber schwimmt in Öl. Wir sitzen bis nach vier Uhr zusammen und unterhalten uns über Gott und die Welt.

Dann fahren wir ein gutes Stück zusammen weiter. Aber Nino ist heute schneller als ich und möchte heute unbedingt bis Arzuá, um morgen sicher Santiago zu erreichen, denn er fliegt am Dienstag schon nach Hause nach Valencia. Und so verabschieden wir uns, und er zieht von dannen. War nett, ihn kennengelernt zu haben!

Ich selbst fahre langsam (und schiebe manche der hier nicht mehr so langen Steigungen) bis nach Melide, wo ich in der großen Herberge noch ein Bett bekomme, obwohl schon eine Menge Matratzen im Aufenthaltsraum ausgebreitet und belegt sind.

Nach Duschen und Umziehen geht es in die Stadt zum Bier-Trinken und Pizza-Essen.

Auf dem Rückweg zum Quartier regnet es, kurz aber heftig.



Tagesstrecke 78 km